Wohneigentum zu erwerben ist eine „Lebensentscheidung“ und – gerade in Mainz – in der Regel teuer. Bundesweit werden in den letzten Jahren Baugemeinschaften bzw. Baugruppen immer beliebter. Durch gemeinschaftliches Planen und Bauen können Baugemeinschaften niedrige Baukosten, individuelle Gestaltungsmöglichkeit und hochwertige Architektur erzielen.
Diese Vorteile wollen wir Interessierten auch im Heiligkreuz-Viertel in Mainz zugänglich machen.
Was ist eine Baugemeinschaft oder Baugruppe ?
Eine Baugemeinschaft ist der Zusammenschluss von Personen, die gemeinsam zur Eigennutzung ein Mehrfamilien-/ Mehrparteienhaus planen und bauen. Dabei entsteht in der Regel Teileigentum (Eigentumswohnungen), das den jeweiligen Mitgliedern der Baugemeinschaft zugeordnet ist.
Im Rahmen der Entwicklung des Heiligkreuz-Viertels werden aber auch Genossenschaftliche Wohnformen, bei denen gemeinschaftliches Eigentum begründet, und die einzelnen Wohnungen an die Mitglieder vermietet werden, als Baugemeinschaften zugelassen.
Eigenschaften einer Baugemeinschaft
- Volle Entscheidungshoheit beim Planen und Bauen.
- Rechtsform in der Regel als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR).
- Jedes Mitglied erwirbt im Rahmen der Gemeinschaft einen Grundstücksanteil.
- Alle Planungs-, und Bauaufträge werden von der Baugemeinschaft gemeinschaftlich beauftragt.
- Die Gruppe ist verantwortlich für Kosten, Termine und Qualität.
Pluspunkte für eine nachhaltige Stadtentwicklung
- Baugemeinschaften können einen Beitrag zu einer nachhaltigen Quartiersentwicklung liefern. Sie bieten starken Zusammenhalt innerhalb der Baugemeinschaft, aber auch in Bezug zu den Nachbarschaften im Quartier.
- Private Baugemeinschaften entwickeln vielfach Initiativen bei der Umsetzung von „Neuen Wohnformen“ wie „Gemeinschaftliches Wohnen von Jung und Alt“, „Alten-WG’s“, „gemeinsames Wohnen von Familien mit kranken oder pflegebedürftigen Menschen“ oder „Wohnen mit gegenseitiger Hilfe“.
- Durch Baugemeinschaften entstehen soziale Netzwerke, die lokal verankert sind.
Baugemeinschaften im Heiligkreuz-Viertel
Die Mainzer Stadtwerke AG haben im Heiligkreuz-Viertel ein Baugrundstück für Baugemeinschaften zur Verfügung gestellt, das Baufeld 11, direkt am künftigen Grünzug gelegen.
In dem Vergabeverfahren liegt inzwischen ein Ergebnis vor.
Beworben haben sich 3 Gemeinschaften: „Z.WO eG“, „49°N rundum bunt“, und die „Baugemeinschaft Mainz Heilig Kreuz“.
Alle drei Baugemeinschaften kommen zum Zuge. Baudezernentin Marianne Grosse verkündete am 17. Januar 2019 offiziell das Ergebnis der Jurysitzung zum Vergabeverfahren. Grosse stellte zuvor klar, dass die Stadt Mainz Baugemeinschaften fördert und unterstützt, da diese gemeinschaftlich orientierte Wohnform einen wesentlichen Beitrag für stabile Nachbarschaften insbesondere bei der Quartiersentwicklung biete. Entsprechend dieser Zielsetzung hatte die Mainzer Stadtwerke AG im Heiligkreuz-Viertel das Baufeld 11 für Baugemeinschaften reserviert.
Die Auswahl der interessierten Baugemeinschaften erfolgte über das sogenannte „Konzeptvergabeverfahren“, um das überzeugendste Konzept zu unterstützen. Drei Baugemeinschaftsgruppen (Z.WO, 49°Nord, Mainz Heilig Kreuz) hatten ihr Interesse für den Standort bekundet – die Jury kam final zu dem Ergebnis, nach der dreimonatigen Bewerbungsphase mit konkretem Planungskonzept (Wohnform, Organisationsform, Entwurf mit beispielhaften Grundrissen, Finanzierungsnachweis) allen drei Baugemeinschaften nach Maßgabe der Platzkapazitäten die Möglichkeit zu geben, ihre Konzept gemeinschaftlich umzusetzen.
Die Empfehlung der Jury
„Alle drei Gruppen haben sich für die Grundstücksvergabe an Baugruppen in besonderer Weise qualifiziert und auch Ihre Bereitschaft zur Kooperation mit anderen Gruppen erklärt. Das Gremium empfiehlt, allen drei Gruppen eine Grundstücksoption anzubieten, die weitestgehend, aber nicht vollständig der gewünschten Lage und dem Flächenbedarf entspricht.
Alle drei Gruppen haben Infrastruktureinrichtungen für die gemeinschaftliche Nutzung im Programm. Insbesondere die Z.WO e.G. und 49°N wollen umfangreiche Räume realisieren, die sich dem ganzen Quartier öffnen.
Das Auswahlgremium empfiehlt daher, diese Räume zu bündeln und gemeinsam zu betreiben. Dies gilt auch für die Tiefgarage. Empfohlen wird dabei der Kreuzungspunkt der beiden Projekte im nördlichen Grundstücksbereich, wo auch die Einfahrt der Tiefgarage zu integrieren ist. Damit soll die wirtschaftliche Belastung der Gruppen begrenzt und einem Überangebot entgegengewirkt werden.
Die Beratergruppe wird den grafisch dargestellten Vorschlag des Grundstückszuschnittes an die Bewerber weitergeben. Diese sollen bis zum 31.03.2019 in einem gemeinsamen Abstimmungsprozess eine Einigung auf diesen Zuschnitt erzielen oder eine einvernehmliche Alternative abstimmen. Bis Ende April 2019 sollen die individuellen Nutzungskonzepte dann auf den neuen Zuschnitt aktualisiert werden.
Der Qualitätsrat des Heiligkreuz-Viertels wird die Projekte und deren bauliche Umsetzung in den weiteren Planungsphasen begleiten.
Die Baugemeinschaften
Die Baugemeinschaft 49°N – rundum bunt stellte sich als vielfältige Gruppe mit 20 Mitgliedern vor, die aus dem Erfahrungs- und Talenteschatz ihrer Mitglieder mit Erzieherinnen, Sozialarbeiterinnen, Polizisten, Künstlerinnen und Ingenieuren schöpft: „Wir lernen jeden Tag so viel gegenseitig von uns“ (Herr Grünert, 49°N).
Die Baugemeinschaft Mainz Heilig Kreuz setzt auf einen generationsübergreifenden Ansatz. Für deren Mitglieder ist „Gemeinschaft ein Lebensmittelpunkt – auch außerhalb der eigenen vier Wände“ (Frau Weisbrod, Mainz Heilig Kreuz).
Die genossenschaftliche Baugruppe Z.WO zusammen wohnen eG i. G. möchte mit ihrem Projekt einen Beitrag zur Schaffung von bezahlbaren Wohn- und Lebensraum leisten. Das Heiligkreuz-Viertel ist für sie aufgrund der Urbanität, der verkehrsarmen Gestaltung und der großen Grünflächen attraktiv. Mittelpunkt ihres Ansatzes stellt ein multifunktionales Quartierswohnzimmer dar, das einen Möglichkeitsraum für Co-Working, Cafè, Food-Coop-Werkstatt darstellt und dem Austausch untereinander dient.
Des Weiteren bietet die Stadt Mainz mit Unterstützung des Landes Rheinland Pfalz aktuell eine Beratungsstelle für Baugemeinschaften an. Sowohl die Vernetzung der Interessenten als auch die Beratung in allen Fragen der Gruppenbildung, Finanzierungs- und Rechtsformen sowie Baugruppenarchitektur gehören zum Themenspektrum regelmäßiger Sprechzeiten vor Ort. Themenabende bieten darüber hinaus Einzelinteressenten und Gruppen im Aufbau jede Menge Informationen rund um die konkrete Entwicklung von Baugemeinschaftsprojekten.“